Liebes Tagebuch, heute hat der Arzt den Strömungsgeräuschen in meiner Halsschlagader zugehört.
Autor: Stefan
Mit Dreien
Der Skatabend gestern hat mich 40 Euro gekostet: Einsatz 10 Euro, Gewinn 15 Euro, Saalrunde 45 Euro. Die Saalrunde wurde fällig, weil ich seit dem letzten Turnier Geburtstag gehabt hatte. Die zweite Saalrunde bezahlte jemand, der gerade 90 Jahre alt geworden war, er bekam im Gegenzug einen Präsentkorb. Ich bekam ein freundliches Gemurmel von den anderen Tischen.
In der ersten Runde spielte ich gegen den Mann, der die Skatrunde seit 30 Jahren organisiert hatte. Die Organisation hat er vor einigen Monaten abgegeben, als er krank wurde. Es geht ihm gar nicht gut, das war sehr traurig anzusehen. Vielleicht war es das letzte Mal für ihn.
Im Gegenspiel gegen dieses Blatt zeigte er nochmal, was für ein guter Skatspieler er ist. Ich hatte das Spiel ohne Gegenreizung für 18 bekommen und trotzdem keine Verstärkung im Stock gefunden. Mit den drei oberen Buben muss man 18 sagen, finde ich. Ich überlegte lange, was hier zu tun ist, drückte die Kreuz-Zehn und die Pik-Dame und sagte ein Herzspiel an. Obwohl ich alle Trümpfe auf meine drei Buben bekam, verlor ich das Spiel mit 60 Augen: Auf die Pik-Lusche fielen 21 Augen und das Karo-Ass saß zu dritt dagegen. Hätte ich beide Zehner gedrückt, wäre meine finanzielle Bilanz des Abends deutlich besser ausgefallen. Aber so war es auch gut.
Christoph Hein: Das Narrenschiff. Es ist ein deprimierendes Buch über ein deprimierendes Land, das besonders gut darin war, die Leute kleinzuhalten. Alle Protagonisten sind beschädigt, alle bleiben hinter ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten zurück. Trotzdem habe ich es gern gelesen. Man will den ganzen langen Text über wissen, wie es ausgeht, obwohl das Ende von Anfang an feststeht.