Autor: admin

Oslo Opera

Willst du eine wirklich schöne Stelle wissen? Einen schönen Platz auf der Erde? Ja? Dann verrate ich dir jetzt etwas.

Wenn du mal in der Nähe bist und wenn die Sonne scheint, musst du unbedingt nach Oslo fahren. Also am besten im Sommer. Im Sommer regnet es auch manchmal in Oslo, aber nicht jeden Tag. Du kannst vorher bei yr.no nachgucken, die haben den besten Wetterbericht der Welt. Es ist nicht so einfach, nach Oslo zu kommen, du musst eine ganze Weile am Oslofjord entlangfahren und dann geht es in einem Tunnel unter die Stadt, weil die ganzen Autos sonst wahrscheinlich gar nicht in die Stadt reinpassen würden.

Wenn du in Oslo angekommen bist, gehst du gleich zur Oper. Das Opernhaus liegt direkt hinter dem Bahnhof am Fjord. Es ist wunderschön, die Hülle ist aus Marmor, Granit und Glas gebaut und ganz hell. Man kann auf das Dach des Hauses steigen, das schräg und geschwungen ist und bis zur Erde reicht. Von dort aus hast du einen tollen Ausblick auf die Altstadt im Westen und auf das Wasser mit den vielen Schiffen im Süden. Wenn du willst, kannst du dann noch in das Haus hineingehen. Der Konzertsaal hat Wände aus Holz, die so aussehen, als ob sie sich im Wind bewegen würden. Es gibt freies WLAN und freie Toilettenbenutzung – was in Oslo nicht ganz unwichtig ist, es ist die teuerste Stadt der Welt. Also nimm lieber ein paar Butterbrote mit, damit es dir nicht wie Knut Hamsun geht, der hungernd durch Kristiana lief (so hieß Oslo früher einmal) und darüber ein tolles Buch geschrieben hat. Oder möchtest du etwa Schriftsteller werden?

Hast du auch einen Lieblingsplatz?


Am Ende des Sommers

In der Straße werden Bäume gepflanzt. Maßnahmen, die der Durchführung der Sanierung im förmlich festgelegten Sanierungsgebiet dienen.

Am 2. September macht Östersunds Posten eine Leserumfrage darüber, ob der erste Schneefall in diesem Jahr zu früh, zu spät oder gerade richtig (lagom) kam. Natürlich gerade richtig.

Im Peetzigsee war noch ein Rest vom Sommer, im Inselsee war schon ein Stück vom Herbst.

Eine Reise nach Güstrow. Barlachs Schwebender. Der Erstguss 1937 entfernt und eingeschmolzen, das Werkmodel im Bombardement zerstört, ein Sicherungsguss durch den Krieg hindurch versteckt. Im Dom hängt ein Drittguss nach dessen Vorlage. Vom Segen des Kopierens.

Am Abend im Bett liegend einen Blogpost formulieren, der am Morgen wieder vergessen ist.

Ein Gedicht übersetzt.

Zeitlupe ist ein schönes temporal-lokales Kompositum.

In einem grauen Friedrichshainer Hinterhof ein Gespräch über Armut und Not. Jeden Augenblick könnte das Reichsbanner am Haus vorbeimarschieren.

Am Ende des Sommers, kurz bevor der Sturm kam, wurde es noch einmal warm.

He died on Sunday morning looking at the trees and doing the famous 21 form of tai chi with just his musician hands moving through the air.

Was sind das für Zeiten, wo / Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist

Eine Insel

Vor der deutschen Ostseeküste liegt eine kleine Insel, die hier nicht sehr bekannt ist, vielleicht, weil sie zu Dänemark gehört und auch nur von dort aus mit dem Schiff zu erreichen ist. Jemand hat mich vom Hafen abgeholt, wir fahren durch die Straßen und er erklärt mir die Insel, als ob wir in einem Imagevideo des Tourismusverbands wären. Auf der höchsten Erhebung im Zentrum des Ortes steht eine Wehrburg aus dem Mittelalter, die während der dänisch-schwedischen Kriege niemals eingenommen wurde. Die Leute wohnen aber inzwischen in fünfstöckigen Plattenbauten, die um die Burg herum gebaut worden sind, sozialer Wohnungsbau aus den siebziger Jahren.

Auf der Insel – und deshalb, ich erinnere mich, bin ich überhaupt hier – findet alljährlich ein Thematurnier zum Blackmar-Diemer-Gambit statt. Artverwandtes ist zugelassen, aber streng reglementiert. Das Alapin-Gambit zum Beispiel darf gespielt werden, der Übergang zur Caro-Kann-Verteidigung ist dagegen verboten und so weiter. Ich frage nach dem Englund-Gambit – dafür gäbe es ein Nebenturnier, bei dem, natürlich, nach Möglichkeit die Sollervariante gespielt werden möge. Ich erfahre zu meiner Überraschung, dass es Diemers Zeitschrift »Blackmar-Gemeinde« noch gibt, allerdings, leider, nur im Internet. Diemer habe die Titelrechte an eine Stiftung übertragen, die seine Schüler leiteten. Die Blackmar-Diemer-Leute haben ein eigenes Ratingsystem entwickelt, das sich nur aus der Auswertung dieser Turniere – es gäbe noch weitere, aber ich solle erst einmal bei diesem teilnehmen, alles weitere werde ich dort erfahren – ergibt.

Überhaupt seien die Menschen auf der Insel sehr eigen und häufig im Streit mit der dänischen Krone, die in solchen Fällen häufig die Lebensmittellieferungen – es gibt auf dem kleinen Felsen keinen Flughafen und deshalb für jegliche Güter nur den Seeweg – stoppe. Aber die Leute auf der Insel könnten sich selbst versorgen und ich frage mich, womit eigentlich. Es ist Winter und vor den Häusern liegt matschiger, schmutziger Schnee.

Der Name der Insel entfällt mir sofort nach dem Aufwachen, es war ein sehr bekannter Name, so etwas wie Bornholm, aber eben nicht das Bornholm, sondern ein anderes, viel kleiner und fast unbekannt. Ich ärgere mich, nicht nach der Adresse der Seite gefragt zu haben. Die Suchmaschinen zeigen nichts an.