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Nach Rügen

Wenn die Reise von Stahlbrode nach Glewitz eine Fährfahrt ist, dann muss Rügen auch eine Insel sein. Wenn man den Zudar zu Rügen rechnen will, woran der Fährmann seine Zweifel hat: Hier geht es ja noch, aber auf Rügen will ich nicht wohnen.

Der Vogelhaken Glewitz ist abgesperrt, der Maschendrahtzaun reicht bis ins Wasser. Um das Gutshaus in Maltzien läuft Stacheldraht, die Wirtschaftsgebäude nebenan verfallen. Die Agrargesellschaft sitzt jetzt oben auf dem Berg, neben der großen Biogasanlage. Dazwischen der alte Konsum, seit Jahrzehnten geschlossen, aber noch immer zu erkennen. Zwischen Miltzow und Garz gibt es keinen Laden mehr, nur noch unendliche Rapsfelder.

Wir fahren bis Palmer Ort, setzen uns an den Strand und sehen hinüber auf den Riems und den Koos. Wie nahe alles ist und trotzdem eine Tagesreise, eine Überfahrt.

Es gibt in der Musikgeschichte wahrscheinlich kein anderes Album, dessen Entstehung so gut nachvollziehbar ist, wie Let It Be von den Beatles. Paul McCartney hatte die Idee, einen Film über die Probenarbeiten von neuen Songs zu machen, die in erster Linie in ein Konzert münden sollten: Nach einem Monat kletterte die Band Ende Januar 1969 auf das Dach ihres Londoner Studios und spielten das berühmte Rooftop Concert. Die Platte war eher eine Art Soundtrack dazu und erschien nach vielen Mühen erst über ein Jahr später, da hatte sich die Band schon längst aufgelöst.

Da jede Note der Proben mitgeschnitten und später fast alles auf unzähligen Bootlegs veröffentlicht wurde, können wir auch hören, was passierte, nachdem George Harrison am 10. Januar 1969 nach einem Streit seinen (später glücklicherweise rückgängig gemachten) Ausstieg erklärte und nach Hause gefahren war: John Lennon schnappte sich seine Gitarre, spielte ein paar Takte A Quick One While He’s Away von The Who, brüllte herum, sagte Okay George, take it! und improvisierte ein knallendes Gitarrenriff. Paul McCartney und Ringo Starr stiegen ein und schließlich nahm sich auch Yoko Ono ein Mikrofon und schrie hinein. Für diesen Moment der Jam-Session war sie Teil der Band.

Das mag ich und ich mag den Gedanken, dass George Harrison, nachdem er zu Hause angekommen war – also fast gleichzeitig – Wah-Wah geschrieben hat. Das klingt ganz ähnlich, auch den Song sollte man besser laut hören.

Nachtrag

Never read the comments, jedenfalls wenn es um Yoko Ono geht. Es gibt kein einziges Video im Internet, unter dem sie nicht mit Hass überschüttet wird, auch wenn sie nur ganz am Rande vorkommt.

»Geschieht ihm recht«, sagte Treffgamma. »Friede seiner Signatur!«
»Und mögen seine Werte«, vollendete Hemaldh die Floskel, »im nicht löschbaren Speicher gewahrt bleiben.«

– Leo Lukas: Clan der Saboteure (Perry Rhodan 3009)