Monat: Dezember 2016

Roque de los Muchachos

Willst du eine wirklich schöne Stelle wissen? Einen schönen Platz auf der Erde? Ja? Dann verrate ich dir jetzt etwas.

Wenn du mal im Atlantik bist, zwischen Afrika und Amerika und du zur Insel La Palma kommst, musst du aussteigen und auf den Roque de los Muchachos fahren. Das ist spanisch und heißt »Felsen der Jungs«, aber Mädchen dürfen dort natürlich auch hin. Hauptsache, du bist schwindelfrei. Der Felsen liegt nämlich über zweitausendvierhundert Meter hoch über dem Meeresspiegel und die Straße dorthin schlängelt sich ganz lange am Berg hinauf. Am besten guckst du nicht zur Seite, sondern nur nach vorn, damit dir nicht schlecht wird. Wenn ihr durch die Wolken hindurchgefahren seid, habt ihr es fast geschafft.

Oben auf dem Berg stehen eine Menge große Sternwarten. Weil die Luft hier ganz klar ist und kein künstliches Licht dabei stört, kann man nachts besonders gut die Sterne und Planeten am Himmel beobachten. Das dürfen aber nur die Astronomen, die hier auch wohnen, alle anderen müssen abends wieder wegfahren. Ihr könnt den Berg ja auf der anderen Seite hinunterfahren, dann ist es nicht so langweilig.

Wenn ihr also oben angekommen seid, kannst du aussteigen und einen schmalen Weg in die Caldera de Taburiente hineingehen. Das ist ein riesiger Vulkankrater mitten auf der Insel. Zum Glück ist der Vulkan schon erloschen. Wenn du dich traust, kannst du nach dem kleinen Rastplatz noch ein Stückchen bis zu einer Aussichtsplattform weiterlaufen, die hinter einem Felsen liegt. Ich war dort ganz allein und habe mich ganz klein gefühlt, weil das Tal vor mir so groß und so schön war. Aber pass gut auf und guck ab und zu auf deine Füße, damit du immer auf dem Weg bleibst!

Hast du auch einen Lieblingsplatz?

#016

Sprachen in der Reihenfolge des Erstkontaktes

1) Russisch: War mal ganz gut, ich konnte auf der Straße Alltagskommunikation betreiben und russische Schachzeitungen lesen. Leider vollkommen verschüttet. Würde ich gern reaktivieren, um Новая Газета und Новый мир lesen zu können.
2) Englisch: Kann ich auf Mickey-Mouse-Niveau. Ausreichend, um Cricket-Übertragungen zu verfolgen. Serien gucke ich vollkommen uncool in der synchronisierten Fassung.
3) Französisch: Mochte ich nie und habe ich komplett vergessen.
4) Schwedisch: Wahrscheinlich meine beste Sprache, aber zu wenig Praxis, wird schlechter.
5) Isländisch: Ich liebe die Phonetik, kann die Namen isländischer Fußballspieler aussprechen und blättere ab und zu noch versonnen in meiner Grammatik. Leider unlernbar.
6) toki pona: Ist keine Sprache, sondern eine Meditationsübung.
7) Spanisch: Wegen La Palma einen Vier-Wochen-Sprachkurs gekauft, aber ich überlege, ob nicht ersatzweise
8) Interlingua: ein sinnvolles Plansprachenkonzept ist.

Nachtrag

Unsichtbares Stöckchen. Libralop hat seine Sprachgeschichte auch aufgeschrieben.

Nach Malmö

Gute Nachrichten für die Freunde der Olsenbande: Das gelbe Stellwerk aus Olsenbanden på Sporet wurde vor dem Abbruch gerettet und hat einen neuen Platz im Eisenbahnmuseum in Gedser gefunden. In Gedser gibt es keine Eisenbahn mehr, aber Eisenbahnfreunde. Es gibt Grenzkontrollen bei der Einreise (auch nach Schweden), aber die Grenzbeamten interessieren sich glücklicherweise nicht besonders für deutsche Staatsangehörige und den fehlenden Ausweis unseres Mitfahrers. Auf den Pylonen der Brücke nach Farø stehen zwei beleuchtete Weihnachtsbäume. Überhaupt lässt sich aus skandinavischen Fahnenstangen in den Vorgärten viel Weihnachtsdekoration bauen.

Der kürzeste Tag des Jahres ist grau und neblig. Von der Øresundsbron aus ist Malmö nicht zu sehen und von Malmö aus nicht die Brücke. Später ein Stück blauer Himmel genau über uns, aber die Sonne steht dafür im Dezember schon viel zu tief. Die Fackeln auf dem kleinen Weihnachtsmarkt auf Gustavs Adolfs torg sind nicht mehr da und (wahrscheinlich miljösmart durch LED-beleuchtete Wildtiere ersetzt worden. Wir gehen in den besten Plattenladen der Welt (soweit ich die Welt kenne) und in den Zeitschriftenladen neben dem Theater und danach für heißen Tee im Bauch in ein nerdiges Café am Davidstorg, von dem ich mal gelesen hatte, dass dort das Szeneviertel war. Stammgäste dürfe dort ich eigenen Kaffeetassen mitbringen und neben die Kasse hängen. Zum Schluss gehen wir in den ICA am Westhafen, der seinen alten Eingang verlegt hat, was definitiv kein Gewinn für diese Stadt ist.

Wir kommen pünktlich wieder in Gedser an, um 21 Uhr geht die Fähre, um 23 Uhr sind wir in Rostock und um 24 Uhr im Bett: so der Plan. Aber Scandlines hat es sich in den Kopf gesetzt, ihre beiden Schiffe miljösmart durch Neubauten zu ersetzen und das neue Schiff hat some technical issues und zwei Stunden Verspätung und kommt dann gar nicht und das nächste Schiff fährt auch erst eine Stunde verspätet um dreiviertel eins. Wir stehen vier Stunden im Auto im europäischen Niemandsland, was früher Transitbereich war und vielleicht bald wieder sein wird. Es ist kalt, windig, dunkel und es regnet. Das Schiff ist dann voller Wanderarbeiter aus Osteuropa. Driving home for christmas.

Auf der Autobahn läuft Element of Crime und E. singt mit und ich auch ein bisschen, um nicht einzuschlafen.

Was nicht so schön war vergessen und sich merken, was schön war.