Eigentlich wollte ich ja den ganzen Tag mit meinem Schnupfen im Bett bleiben, doch dann haben wir Besuch für mehrere Tage bekommen und ich bin aufgestanden. Das Netz ist voller Jahresrückblicke. Mir fiel aber nichts ein. Am Abend haben wir die Kerzen am Weihnachtsbaum angemacht und ein bisschen zusammengesessen. Draußen mischt sich der Rauch der Feuerwerkskörper mit dem Nebel und der Wind weht alles zusammen durch die Straße.
Monat: Dezember 2016
#018
Deprimierende Bestandsaufnahme: Deutschland ist weiterhin Entwicklungsland, was E-Books angeht. Culturbooks, mikrotext und (sehr klein) Das Beben sind nach wie vor die einzigen relevanten unabhängigen Digitalbuchverlage, von den großen Verlagen scheinen nur Hanser und Rowohlt ein relevantes Book-Programm aufzulegen. Allein Bastei-Lübbe nimmt den Markt wirklich ernst und macht das auch gut (Serien, kleine Formen, preiswerte Bücher): Ich hoffe, die Heftromankultur wird durch diesen neuen Verbreitungsweg das Sterben der Zeitungskioske überleben. Daneben existieren natürlich eine Unzahl Selbstverlage, ich habe keine Ahnung, wie man dort die Perlen rausfischen soll. Das Feuilleton tut so, als ob es das alles gar nicht geben würde.
#017
Als wir auf der Abschlussfeier der Klasse im Mensarestaurant dann einfach »Ein Hauch von Frühling« aus der Tasche holten und auf den Plattenteller legten und unsere Eltern erst verdutzt guckten (Krug war nicht direkt verboten, aber in den Westen gegangen, abgehauen, also nicht verboten, wurde aber nicht mehr gespielt, immerhin war Günther Fischer aber dageblieben, so etwas in der Art, wer wusste das schon so genau), erst guckten und dann zu uns auf die Tanzfläche kamen (Wenn’s draußen grün wird, fällt mir nur noch Liebe ein / Es kommt über mich und bricht mir das Herz) und alle grinsten und tanzten und der Klassenlehrer auch grinste und ganz langsam den Kopf schüttelte.