Monat: März 2019

Kjell Hjern: Gespräch

Als Kind wohnte ich in einer Straße, an der morgens und mittags die Oberschüler vorbeigingen und häufig unterbrach ich mein Spiel, um ihnen mit den Augen zu folgen. Meine Spielkameraden verfügten selbstverständlich über keinen großen Wortschatz und auch zu Hause sprachen sie einsilbig. Mich faszinierte an den Schülern, wie sie sich offenbar eine ganze Straße lang unterhalten konnten, ohne dass das Gespräch zum Stillstand kam. Nun wurde ich ja allmählich selbst einer von ihnen und sowohl in der Schule als auch im weiteren Leben mit manchen Menschen bekannt, die eine oder auch zwei Stunden zusammenhängend reden konnten, ohne dass es ihnen etwas ausmachen würde. Ich habe nicht direkt eine größere Schwäche für diejenigen, die sich sehr weitschweifig ausbreiten, aber wenn ich ein Gespräch unter sechs Augen erlebe – ich bin ungern mit jemandem ganz allein – in dem ohne jede Anstrengung alle Lebenswege des Sprechers zusammengeführt werden, sagen wir, um ordentlich zu übertreiben, für die Länge einer Straße, erlebe ich eine Freude, die die große Verzweiflung aufwiegt, sowohl über die allzu große Isolation als auch über die allzu intime Abhängigkeit von gleichgültigen Menschen. Beinahe möchte ich behaupten, dass ich mich mit Lust und Liebe an dem Gespräch beteilige und mit meinen wenigen Möglichkeiten dazu beitrage, dass es anregend wird, obschon ein Teil von mir außerhalb bleibt, mein Alter Ego, fasziniert und verwundert zugleich, dass das Gespräch überhaupt zustande gekommen ist und solange fortdauert, ohne sich aufzulösen.

Übersetzt nach Kjell Hjern: Samtal (Ord och Bild 1/1948)

#112

Beim Stöbern im Projekt Runeberg auf diesen Eintrag im Svensk etymologisk ordbok von Elof Hellquist (Lund 1922) gestoßen:

Der Name Birgitta sei etymologisch mit dem Ortsnamen Burgund identisch, die Burgunden wiederum sollen auf ihrer Völkerwanderung aus dem späteren Hinterpommern ins heutige Frankreich über Burgundarholmr gereist sein und der Insel ihren Namen gegeben haben: Bornholm. Wenn man lange genug sucht, hängt alles miteinander zusammen.

#111

Am Hafen manchmal die Illusion, diese Stadt würde am Meer liegen, aber es ist nicht das Meer, nicht mal ein richtiger Fluss, eher eine Ausstülpung des Boddens, ein langgestreckter Tümpel, in dem der Wind das trübe Wasser mal in die eine und mal in die andere Richtung drückt.