Monat: Juni 2018

Swinemünde

Die Beach Bar an der Wybrzeże Władysława IV hatte das Schaschlik noch nicht fertig, aber die Piroggen waren auch sehr gut. Auf dem Tresen stand ein Fernseher. Es lief Fußball und Panama jubelte über das Tor gegen England so, als ob sie gerade die Weltmeisterschaft gewonnen hätten, also freuten wir uns mit.

Die Stadt ist ein Mix aus Ostblock, Pommern und Katholizismus, die im Laufe der Jahre aus verschiedenen Richtungen durch die Straßen geschwappt und wieder weggezogen sind, so wie Wellen auf dem Strand. Jetzt bauen sie überall Hotels, Springbrunnen und Fahrradwege, aber die Vergangenheiten sind noch alle da, wenn man ein bisschen mit der Schuhsohle auf der Straße kratzt.

Fast hätte ich den Fluss übersehen, der über den Plac Wolności läuft, gleich hinter den leeren Schachtischen.

Beim nächsten Mal müssen wir mit dem Schiff über die Swine fahren.

#095

Als ich auf dem Heimweg in die Domstraße einbiege, beschleunigt hinter mir heftig ein Auto. 60 … 70 … er zieht links vorbei. Vor dem Universitätsgebäude erwischt er fast den kleinen Jungen, der auf einem Kinderfahrrad leicht schwankend hinter seiner Mutter herfährt. Die Mutter rudert mit dem Arm und bedeutet ihrem Sohn, direkt hinter ihr zu bleiben, dicht vorbei an den parkenden Autos auf der rechten Straßenseite, in denen glücklicherweise gerade niemand die Fahrertür aufreißt. Im Augenwinkel Kinder, die mit den Füßen im Brunnen auf dem Rubenowplatz stehen und uns nachsehen.

Mein Puls beschleunigt auch und ich fahre dem Auto hinterher, die ganze Domstraße entlang, rechts in die Fleischerstraße, links in die Rakower Straße. Er ist schnell, doch ich behalte Sichtkontakt. Ich überlege, was ich mache, wenn er in die Tiefgarage fährt, aber er biegt in Richtung Markt ab und dann in die Mühlenstraße und das ist eine Sackgasse. In der Mühlenstraße steht ein Lieferwagen, das Auto kommt dahinter zum Stehen. Drei Jungs, der Fahrer mit Sonnenbrille. Ich klopfe, er lässt das Fenster runter.

– Alter, du hättest vorhin fast den Jungen mitgenommen! Das ist eine Fahrradstraße! Fahrradstraße, 30, Fahrräder von beiden Seiten! Das ist doch Scheiße!

Ich fuchtele herum und zeige immerzu drei Finger hoch, so als ob er nicht wüsste, was 30 ist.

– Ja, habe ich auch schon gemerkt. Tut mir leid.
– Okay. Nächstes Mal. Alles gut.

Ich fahre nach Hause.

#094

Der Mann am Nebentisch, der leise die ägyptische Nationalhymne mitsingt, unmerklich fast, nur die Lippen bewegend.