Monat: Juli 2017

#063

Mit einem Kollegen zu Ryan Adams ins Tempodrom. Kannte ich kaum, war aber kein Problem. Wenn es ein richtiger Musiker ist, kann man auch unvorbereitet hingehen und einfach zuhören, der Rest ergibt sich schon von selbst. Kann singen und Gitarre spielen. Ist ein richtiger Musiker.

#062

Eines meiner Lieblingswörter ist klein, ein anderes schön. Die sogenannten Helden meiner Geschichten sind oft müde. Schweigsam, kapriziös, verwundbar, zu keiner eindeutigen Zeit geboren, sie setzen sich für nichts ein, beziehen keine Stellung, zeichnen sich durch Passivität aus, durch Reglosigkeit, in jeder Geschichte gibt es einen Riss, die Aussicht auf diese eine Erschütterung, die verändern kann – und das ist alles. Ich schreibe, um mich rauszuhalten.

– aus: Judith Hermann: Helden der Gegenwart, Sinn und Form 4/2017

#061

In der Muckibude ein hagerer schwarzer Junge, wahrscheinlich aus Somalia oder Eritrea. Er geht die Geräte von vorn nach hinten durch und steht jetzt etwas ratlos vor einer Macker-Maschine, mit der man dafür sorgen kann, dass die Oberarme nicht mehr in ein normales T-Shirt passen. Der Junge fragt mich, ob ich wisse, wie das Ding funktioniert. Ich weiß es nicht und wir versuchen zusammen, der Mechanik auf den Grund zu gehen (offenbar muss man die beiden Hebel nach vorn drücken, so wie die Riemen zu den Gewichten laufen, aber in welcher Richtung sitzt man eigentlich?). Wir kommen nicht weiter, er verabschiedet sich und sagt im Weggehen halblaut tack. Er muss aus Schweden sein, so wie er diese Floskel internalisiert hat. Die Schweden bedanken sich andauernd. Integration erfolgreich abgeschlossen.