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Im Juni 1986 saßen wir in einer Barackensiedlung in einem Wald auf Rügen. Ende der 9. Klasse, GST-Lager, vormilitärische Ausbildung. Tschernobyl war noch immer ein Thema, obwohl wir nicht genau wussten, was dort eigentlich passiert war. Es wurde fast nichts berichtet. Trotzdem lief das Gerücht herum, dass die Reaktoren im Kernkraftwerk Lubmin, nur 20 Kilometer von uns, baugleich seien.

Mein Schulfreund schrieb vor Langeweile den Text von Wolf Maahns Deserteure in sein Arbeitsheft und als der Offiziersschüler, der uns ausbilden sollte, das sah, schrie er ihn an: Ob er überhaupt wisse, was das sei. Dann wandten wir uns alle zusammen wieder der Fußballweltmeisterschaft in Mexiko zu. Wir hatten keine Ahnung, was los war.

Im Sommer kam dann Tschernobyl (das letzte Signal) von Wolf Maahn heraus. Noch so ein Songtext, den wir auswendig kannten.

– Kommentar zu Wald und Höhle


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