Monat: November 2020

Rewind Ringo (3)

Wir hören uns weiter durch den Katalog von Ringo Starr. Die nächste Platte ist ein häufiger Gast in Second-Hand-Läden. Sie erschien 1974 als Nachfolger zu Ringo und versucht ein bisschen das erfolgreiche Schema zu wiederholen: Produktion von Richard Perry und With a Little Help from His Friends. Wahrscheinlich wurde das Album sehr viel verkauft — und öfter als der Vorgänger aus der Plattensammlung aussortiert, ich weiß es nicht. Das Cover ist jedenfalls großartig: Ringo als Raumfahrer in der Filmkulisse von The Day the Earth Stood Still (der Film hat einen weiteren Bezug zu den Beatles, aber dazu vielleicht später einmal).

Die Platte beginnt wie die Feuerwehr. John Lennon zählt den Titelsong ein, den er für seinen alten Freund geschrieben hat und spielt das Piano. Der emotionale Höhepunkt kommt also gleich am Anfang. Krachiges Stück.

Danach kommen Occapella (naja) und Oo-Wee (ganz hübsch). Das nächste Stück Husbands and Wives ist ein Countrysong von 1966, aus dem Ringo ein leises und bewegendes Lied über eine Trennung macht. Seine Ehe ging damals auseinander und das ist in seiner Stimme zu hören. Es gibt nicht viele ernste Songs von Ringo, der hier gehört dazu.

Die erste Seite schließt mit dem Auftritt von Elton John, der für Ringo das schnelle Snookeroo beigesteuert hat. Der Text handelt von Ringos Aufwachsen in Liverpool, dieses Thema werden wir noch sehr häufig hören. Ein Klassiker, nach dem ersten Chorus kann man mitsingen und vergisst den Song nie wieder.

Die zweite Seite startet mit All by Myself etwas schwächer, aber alle haben ihren Spaß, es gibt Bläser und am Klavier sitzt ein gewisser Dr. John. Es folgt Call Me, das Ringo ganz allein geschrieben hat. Musikalisch keine Offenbarung, aber ein rührender Text für seine damalige Frau.

Mit dem No No Song nimmt die Platte wieder Fahrt auf. Eine wilde Nummer, der Text richtet sich gegen Alkohol und andere Drogen und ist eine glatte Lüge. Ringo war damals auf dem direkten Weg zum Alkoholiker.

Das beste Stück des Albums ist vielleicht Only You. Ringo nahm diesen klassischen Song aus dem Jahr 1955 auf Vorschlag von John Lennon auf. Ringo kennt seine Wurzeln, nichts daran auszusetzen. Easy For Me bleibt musikalisch in den 50er Jahren und ist der Beitrag von Ringos Trinkkumpan Harry Nilsson. Ganz am Ende gibt es eine Reprise von Goodnight Vienna, Lennon feuert die Band an („Okay, with gusto, boys, with gusto!“) und Ringo Starr verabschiedet sich am Schluss wieder vom Publikum und von den Musikern.

Also, wenn ihr die Platte irgendwo im Laden herumstehen seht, nehmt sie einfach mit. Keine Einwände. Die schwierigen Sachen kommen erst noch.

#184

Ich muss den armen Paul McCartney in Schutz nehmen. Wenn ich mich richtig erinnere, soll die zweite Zeile von She was just seventeen / You know what I mean unter beachtlicher Mithilfe von John Lennon entstanden sein. Es war 1962, wir sollten das den Jungs vielleicht durchgehen lassen.

Und Rocky Raccoon war immer eins meiner Lieblingslieder vom Weißen Album, gerade über Her name was Magill, and she called herself Lil / But everyone knew her as Nancy kann ich noch immer freuen. Übrigens haben langjährige Studien bei Youtube ergeben, dass diese hier die beste Coverversion des Songs ist. Solange die jungen Menschen noch Freude an den Klassikern haben, ist nicht alles verloren.

— Kommentar bei Something I learned today

#183

Der Westwind trug das Läuten der Kirchenglocken bis auf die Wiesen vor der Stadt.