Monat: August 2020

#171

Wir waren zu einer Party eingeladen. Große Altbauwohnung, entspannte Stimmung. Auf einem Sessel an der Wand saß John Lennon, was alle völlig normal fanden. Nach einer Weile stand er auf und spielte einen Song auf einer Art Stehbass aus Plexiglas, der mit sehr dicken Saiten bespannt war. Sehr ungern (aufgew.)

Rewind Ringo (1)

Ich bin ein gemäßigter Sammler. Die wesentlichen Sachen habe ich gern zusammen. Übersetzt heißt das: Ich muss nicht jede einzelne Single und jedes Bootleg von Ringo Starr besitzen, aber ich habe mich gefreut, als ich seine Alben endlich vollständig hatte. Das war nicht ganz trivial.

Dinge zu haben, heißt Dinge zu ordnen. Üblicherweise geschieht das über Ranglisten From Least to Best, aber ich habe mir gedacht, dass es für mich interessanter sein könnte, die Platten chronologisch von vorn nach hinten zu hören und zu verfolgen, wie aus einem Ex-Beatle ein Musiker wurde, der aus der öffentlichen Wahrnehmung fast vollkommen verschwunden ist. Mal im Ernst: Wer hört heute noch Ringo Starr?

Ringo war der Erste der Beatles, der ein Soloalbum herausbrachte. Am 27. März 1970, noch vor dem offiziellen Ende der Band und vor seinen allerletzten Aufnahmen zu Let It Be erschien Sentimental Journey. Wir hören darauf zwölf Stücke aus dem Great American Songbook, die Lieblingslieder seiner Mutter. Geschmeidige Orchesterarrangements, Ringo singt sich dazu tapfer durch die Platte. Er ist nicht gerade Frank Sinatra, aber manches (Dream) ist ganz warmherzig und manches (Blue, Turning Grey Over You) klingt wie von Günther Fischer und Manfred Krug eingespielt. Man macht mit dem Album bestimmt nichts falsch.

Ganz ähnlich ist es mit Beaucoups of Blues. Ringo flog im Sommer 1970 nach Nashville und nahm in nur drei Tagen ein Country-Album auf. Professionelle Musiker, fertige Songs und Ringos Stimme passt perfekt zu Country, wie wir alle seit dem Weißen Album und Don’t Pass Me By wissen. Die Platte lässt sich gut hören, aber eine von dieser Sorte reicht mir dann auch. Einen einzigen Song hat Ringo Starr selbst geschrieben: Coochy Coochy. Er hat es leider nicht auf das Album geschafft und erschien nur in einer gekürzten Fassung als B-Seite zur Single mit dem Titelsong. Das Original soll eine halbe Stunde lang sein und das würde ich gern mal hören. Es wurde bisher aber nicht veröffentlicht. Ringo ist überhaupt sehr sparsam mit Outtakes.

Jedenfalls sehen wir zwei schöne Plattencover. Auch das wird sich in Zukunft ändern.

#170

Ottessa Moshfegh: Heimweh nach einer anderen Welt. Deprimierende Erzählungen mit Protagonisten wie aus einem alten Lou-Reed-Song. Große Empfehlung.