Monat: Januar 2019

#110

Ambitionierte Projekte liegen vor mir in diesem Jahr. Die kaputte Glühbirne im Flur austauschen. Das Bügeleisen immer ausmachen. Weniger Wut.

Coderwelsh schreibt über das neue Jahr.

#109

Denn was uns, wenn es da ist, nicht bedrängt, kann uns, wenn es erwartet wird, nur sinnlos bedrücken. Das Schauererregendste aller Übel, der Tod, betrifft uns überhaupt nicht; wenn wir sind, ist der Tod nicht da; wenn der Tod da ist, sind wir nicht. Er betrifft also weder die Lebenden noch die Gestorbenen, da er ja für die einen nicht da ist, die andern aber nicht mehr für ihn da sind.

– Epikur: Brief an Menoikeus (Übersetzung von Hans-Wolfgang Krautz)

Auf den ersten Blick ein tröstlicher Gedanke, auf den zweiten blendet diese Art von Philosophie wohl aus, dass der Mensch als ein soziales Wesen konstruiert ist.

Das Zwölfte Album

Vor einiger Zeit begann ich damit, mich näher mit den letzten Jahren der Beatles und den ersten Jahren der Ex-Beatles nach Auflösung der Band zu beschäftigen. Bald stellte ich fest, dass dieses Thema unerschöpflich ist, wahrscheinlich, weil es eine brauchbare Metapher für das Leben darstellt. Bis heute machen sich beispielsweise eine Menge Leute ernsthafte Gedanken über die Frage, wie im Jahre 1971 das nächste Beatles-Album ausgesehen hätte. Etwa an dieser Stelle stieß ich auf The Twelfth Album von Stephen Baxter: Es geht um zwei Männer Mitte Vierzig, die auf der Trauerfeier ihres Freundes auf dessen Schiff das zwölfte Beatles-Album finden. Ein Album, das es eigentlich nicht gibt, in unserer Welt. Da kommt einiges zusammen. Weil ich keine Übersetzung finden konnte, habe ich eine eigene gemacht, nur für den Hausgebrauch.

Lightoller can be an anorak sometimes. Beim Übersetzen hatte ich ein paar Schwierigkeiten mit dem Wort anorak. Unser Protagonist ist doch wohl keine Jacke? Das Urban Dictionary half schließlich weiter: Der Ausdruck ist Slang für einen Menschen, der sich obsessiv für ein Thema interessiert, das so viel Aufmerksamkeit eigentlich nicht zu rechtfertigen scheint. Womöglich vergessen solche Leute auch manchmal vor Begeisterung, ihre Jacke auszuziehen, wenn sie zuhause sind – das könnte die Etymologie sein.

Mit der Zeit sind mir Lightoller, Sick Note und der namenlose Ich-Erzähler ans Herz gewachsen. Vielleicht macht es auch mehr Spaß, die Erzählung zu übersetzen, als sie zu lesen. Es kann durchaus sein, dass etwas anorak dem Lesevergnügen nicht schadet. Ich war jedenfalls entzückt, als ich endlich bemerkte, dass der Autor hier mehrere Alternativgeschichten ineinander versteckt hatte, wie in einer Matrjoschka. Mal ganz abgesehen von den wunderbaren Songs auf diesem Album, die es so eigentlich nicht gibt, in unserer Welt.

Nachtrag

Aus der Übersetzung habe ich ein kleines Büchlein gemacht. Wer es geschenkt haben möchte, kann mir gern schreiben, ich schicke es euch zu.