Cape Town II: Eine Geschichte ohne Pointe

Auf dem Rückflug von Kapstadt saß vor mir auf einem Platz mit Beinfreiheit ein erfahrener Vielflieger, der zu meiner Aufregung kurz nach dem Start einen Schachcomputer aus dem Handgepäck fummelte. Ich wusste gar nicht, dass diese Geräte noch in Gebrauch sind. So ein Kaufhauscomputer, die Züge mussten per Druck der Figuren auf Start- und Zielfeld eingegeben werden, der Computer zeigte seine Züge mittels blinkender Lämpchen auf den Koordinaten an. Trotzdem tröstete mich die Aussicht, die Flugzeit vielleicht durch ein wenig Kibitzen etwas kurzweiliger gestalten zu können. Mein Vordermann spielte immer Weiß. Jedesmal, wenn er verlor, regelte er den Rechner ein Stufe herunter, bis er wieder gewann. Auf diese Weise entstanden einige skurrile Partien, geschlossene Stellungen, langatmige Zugfolgen, bis die Kiste den Weißen endlich in ihre Stellung ließ und irgendwann mattgesetzt wurde. Ab und zu guckten die Leute, die vor den Toiletten anstanden, auf das Brett.

Nach einer Stunde war Schluss damit. Der Mann vor mir packte das Gerät wieder ein und verscheuchte den kleinen Jungen, der gerade versuchte, an der Notausgangstür eine rote Kurbel zu betätigen.


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